69 Tage mussten die verschütteten Kumpel aus Chile in einem steinernen Grab, rund 700 Meter unter der Erde ausharren, bis sie nun endlich gerettet wurden. Zahlreiche Gerüchte und Geschichten über das Leben unter Tage machten in den Medien die Runde.
Obwohl sich die Kumpel eigentlich geschworen hatten, über diese höllischen Tage zu schweigen, will Kumpel Osman Araya (30) jetzt einige falsche Berichte richtig stellen, spricht über den Überlebenskampf.
Osman Araya: „In den Zeitungen lese ich Dinge, die nicht stimmen. Wir haben gestritten, aber uns nie geprügelt. Wir haben verzweifelt nach einem Ausgang gesucht.“
Die Luftschächte, so dachten die Verschütteten, könnten sie in die Freiheit führen. Einer nach dem anderen wurde durchklettert, doch stets war nach 50 oder schon 30 Metern alles verschüttet.
Nachdem sich mehrere Luftschächte als verschlossen erwiesen hatten, verloren einige der Männer den Lebensmut.
Osman: „Sie lagen einfach da, völlig apathisch. Es war, als stünde der Tod direkt vor ihnen. Wir haben sie aufgemuntert, sie geschüttelt, dann angeschrien: ,Steht auf! Sonst haben wir keine Chance!‘ Sie waren wie weggetreten.“
Dann musste sich die Verschütteten einen Tagesablauf einrichten. Tatsächlich gab es nur schmutziges Wasser von den Wänden zu trinken, und acht Dosen Thunfisch, 20 Cracker für 33 Männer.
Einer fragte: „Warum essen wir nicht alles sofort? Wir sterben doch eh!“
Dennoch wurde vereinbart: Ein halber Teelöffel Thunfisch pro Bergmann alle 24 Stunden. Sie lecken Wasser von den Wänden, es schmeckt nach Maschinenöl, aber es löscht den Durst.
Es gibt nur eine Lampe, dazu die Helmleuchten der Kumpel. Die Lampe wird zum Lagerfeuer, um das sich alle scharen. Einer bastelt aus Pappe ein Dominospiel. Die einzige Abwechslung für 17 lange Tage.
„Am schlimmsten war die Langeweile“, sagt Osman. „Es gab ja keinen Tagesablauf, nichts, was man hätte tun können. Dazu der Hunger und der Durst, die immer schlimmer wurden. Wir wurden dünner und dünner.“
Am wichtigsten war der Zusammenhatl. Keiner habe sich abgespalten. Das gesamte Team hielt zusammen.
An Tag 17 hören die Kumpel den Lärm einer Bohrmaschine. Dann der Durchbruch. Sie rennen zum Bohrkopf, sie jubeln und weinen, einer bindet den Zettel an die Spitze des Bohrers, der nun berühmt ist: „Uns 33 geht es gut!“
Die Welt wusste, dass die Kumpel leben. Rettung war nah. Trotzdem, sagt Osman, blieb der Stress, gab es Krisen. „Bei einer Videokonferenz erfuhren wir zufällig, dass unsere Post zensiert wird. Nur gute Nachrichten sollten uns erreichen. Da haben einige eine Revolte angezettelt. Sie weigerten sich, weiter mit Ärzten und Psychologen zu sprechen, forderten uns auf, mitzumachen. Es gab Krach, es wurde geschrien. Wir stimmten ab – und überstimmten sie. Wir waren keine Tiere, wir haben das anständig geregelt.“
Jetzt sind alle Kumpel frei, gerettet, gesund.
Osman sagt: „Wir sind 33 Freunde. Trotz der Angst, trotz der Streitereien. Ich möchte sie alle wiedertreffen. Aber noch nicht jetzt – dann würde ich im Kopf noch einmal durch die Hölle gehen.“
Für die Zukunft wünscht sich Osman einen eigenen Laster, damit will er sich selbstständig machen. In eine Mine wird er nie, nie wieder hinabsteigen.
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