Medienmann Jörg Kachelmann muss sich vor Gericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen eine langjährige Lebensgefährtin bedroht und vergewaltigt zu haben. Seit Anfang September läuft der Prozess vor dem Landgericht Mannheim.
Am Mittwoch wurden zwei Polizeibeamten und der Haftrichter, der Kachelmann in Untersuchungshaft schickte, in den Zeugenstand gerufen. Die beiden Beamten, zwei Frauen die das mutmaßliche Opfer vernahmen, bescheinigten der ehemaligen Kachelmann-Lebensgefährtin absolute Glaubwürdigkeit.
Das mutmaßliche Opfer habe tatsächlich Todesängste ausgestanden. Diese seien im Vergleich zu den Schmerzen der Vergewaltigung, viel eindrücklicher gewesen.
DIE ERSTE POLIZISTIN
Kriminalhauptkommissarin Angelika S. (59) ist seit 40 Jahren bei der Polizei, vernimmt jährlich 5 bis 10 Vergewaltigungsopfer. Sie nahm die erste Aussage des mutmaßlichen Kachelmann-Opfers (37) auf.
Die Beamtin: „Sie war sehr aufgewühlt, emotional, begann zu weinen. … Dann weinte sie, als die Umstände im Schlafzimmer zur Sprache kamen.“
Die Zeugin berichtete, der Name Kachelmann sei erst in der Vernehmung gefallen: „Das war ihr sichtlich unangenehm. Sie sagte den Namen, ich fragte, ob das der Moderator aus dem Fernsehen sei. Sie bejahte. Sie war kreideweiß (…) Ich hatte schon den Eindruck, dass es sich so abgespielt hat, wie sie es mir erzählt hat, so aus meiner Erfahrung heraus.“
Als die Beamtin diese Worte im Gerichtssaal ausspricht, greift Kachelmann zu einem Pflegestift, fährt seine Lippen auf und ab. Immer wieder zupfte er sich die Krawatte zurecht, blickte hin und her.
Auch eine weitere Polizeibeamtin hält das mutmaßliche Opfer für glaubwürdig.
DIE ZWEITE POLIZISTIN
Kriminalbeamtin Carola L. (40) nahm zwei spätere Aussagen von Sabine W. auf. Bei der ersten Vernehmung im Februar habe sie fahl gewirkt, in sich gekehrt.
Bei einem Termin Ende März sei es schlimmer gewesen: „Sie war fast nicht in der Lage, eine Treppe zum Vernehmungszimmer hochzugehen. Ihr Körper vibrierte während der Vernehmung. Sie konnte ihre Beine nicht still halten. Ich gab ihr ein Taschentuch, das sie in den Händen knetete. Ich hatte Angst, dass sie sich die Hände blutig kratzt (…) Sie hat mir die Todesangst, die sie während der Tatausführung hatte, sehr eindringlich geschildert (…)“
So habe das mutmaßliche Opfer berichtet, es habe „begonnen zu beten, weil sie sich sicher war, das nicht zu überleben (…)“
„Ich hatte den Eindruck, dass diese Ängste für sie viel nachhaltiger waren als die sexuellen Handlungen.“ berichtet die Polizeibeamtin.
Kachelmann grinste während der Aussage in sich hinein, faltete die Hände.
DER HAFTRICHTER
Haftrichter Siegfried R. (60) steckte Kachelmann in U-Haft. Der 60-Jährige beschrieb ihn als ausdruckssicher und beherrscht. „Beim Verlassen des Raumes bedankte er sich, dass man ihm zugehört habe und dass er diese Erklärung abgeben durfte“ so der Haftrichter jetzt im Zeugenstand.
Er sei weiter von einem dringenden Tatverdacht ausgegangen, weil Kachelmanns „Schilderung zum Ablauf des Abends mir nicht einleuchten (…) Mir war auch nicht einleuchtend, dass eine Frau erst freiwillig den Geschlechtsverkehr ausführt und sich dann zur Trennung bespricht.“
Er habe Fotos der Verletzungen gesehen: „Ich ging davon aus, dass jemand, der einen einer solchen Straftat bezichtigt, wahrheitsgemäße Angaben macht (…) Ich habe es ausgeschlossen, dass sich jemand diese Verletzungen selbst zufügt.“
Die vierte Zeugin des gestrigen Tages, Kachelmanns Freundin Miriam K. (wartete am Tag der Festnahme am Flughafen auf ihn) sagte unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus.
Der Prozess wird Montag fortgesetzt.
Wahrlich kein guter Tag für K.; man könnte fast sagen, er ist in “schweres Wetter” geraten. Aber wie das meistens bei einem Prozess ist: es kommen sehr wahrscheinlich wieder auch Sonnentage. Das Gericht tastet sich aber kontinuierlich an die Wahrheit heran; ohne schweres Wetter oder Sonnentage zu berücksichtigen.